Fotografie in der Pinakothek der Moderne - 24notes
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Fotografie in der Pinakothek der Moderne

Fotografie in der Pinakothek der Moderne

Die Pinakothek der Moderne in München ist eines der größten und bekanntesten Museen für zeitgenössische Kunst. Alle Spielarten der modernen Kunst werden hier gewürdigt, plus grafische Kunst, Architektur und Design. Ein fester Bestand an Kunstwerken, aber gleichfalls wechselnde Ausstellungen. Auch Fotografie ist dabei ein wesentlicher Bestandteil.

Fotografie als Kunstform

Man hat lange darüber gestritten, ob nun Fotografie tatsächlich Kunst ist. Nach meinem Dafürhalten war dieser Streit von Anfang an überflüssig, das sahen aber noch bis vor wenigen Jahrzehnten längst nicht alle so. Heute ist die Fotografie weitgehend als Kunstdisziplin anerkannt und fester Bestandteil der meisten Museen für moderne Kunst. Immer mehr Fotografen haben in der Kunstszene ihren festen Platz gefunden, immer weitere kommen neu dazu.

Fotografie in der Pinakothek der Moderne

Auch in der Pinakothek der Moderne in München findet die Fotografie den ihr gebührenden Platz. In ihren Beständen finden sich sehr viele Richtungen dieses Genres.

Da findet man zurzeit im ersten Stock in zwei Räumen Kunst von Fotografen aus der Düsseldorfer Photoschule. Einer der beiden Räume zeigt Fotos von Bernd und Hilla Becher. Mittlerweile sind die in Schwarzweiß gehaltenen Hochformat Fotos von Hochöfen, Wassertürmen und anderen Industrieanlagen Ikonen der Fotografie – man kennt sie einfach.

Ein zweiter Raum zeigt die großformatigen Bilder einiger Becher Schüler. Darunter Bilder von so bekannten Künstlern wie Thomas Struth, Axel Hütte oder Thomas Ruff. Und als Highlight: Rhein II von Andreas Gursky. Von diesem digital bearbeiteten Bild gibt es sechs Drucke, 4/6 befindet sich in München. Nur beiläufig: bei einer Auktion erzielte einer der Drucke eine Summe von über 3 Millionen Euro. Da soll einer noch sagen, Fotografie sei keine Kunst. Doch bis es so weit war, da musste zunächst noch viel passieren. Auch in München war Fotografie in den Kunstmuseen lange mehr oder minder ein Stiefkind. Dies sollte sich aber im Lauf der Zeit ändern, einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisteten unter anderem Ann und Jürgen Wilde…

Stiftung Ann und Jürgen Wilde

Es begann mit der Sammelleidenschaft von Fotokunst. Ann und Jürgen Wilde gründeten 1972 in Köln die bis dato erste auf Fotografie spezialisierte Galerie in Deutschland. Dabei beschäftigten sie sich vornehmlich mit Fotografien der Richtungen „Neue Sachlichkeit“ und „Avantgarde, also mit Fotografen wie etwa Karl Blossfeldt, Albert Renger-Patzsch, der vom Bauhaus inspirierten Fotografin Florence Henri bis hin zu der Münchnerin Barbara Probst und noch vielen anderen. Bis 1985 bestand die Galerie, bis 2009 waren die beiden Sammler weiterhin von Köln aus aktiv und gründeten im Lauf der Zeit eine Stiftung.

Um 2010 kam das Sammlerpaar mitsamt der Stiftung dann nach München, kurz später hatten sie einen festen Platz in der Pinakothek der Moderne. In einem Raum im ersten OG werden in einem Turnus wechselnde Fotoschätze aus ihrer Sammlung gezeigt. Die Fotografien sind zwischenzeitlich nicht mehr aus der Pinakothek der Moderne wegzudenken.

Aktuell ist eine Auswahl von Fotografien zum Anlass von Ann Wildes achtzigstem Geburtstag zu sehen. Noch bis zum 17. November 2019.

Sonderausstellung Aenne Biermann „Vertrautheit mit den Dingen“

Mehrfach gab es im Haus schon Sonderausstellungen mit Beständen aus der obengenannten Stiftung. Aktuell läuft eine solche Sonderausstellung über die deutsche Avantgarde Fotografin Aenne Biermann. Ein Großteil der etwa 100 dort zu sehenden Fotografien stammen aus der Sammlung Ann und Jürgen Wilde. Daneben beteiligen sich an der Schau aber auch andere Museen mit Leihgaben, so u.a. das Museum Folkwang in Essen oder das Museum Ludwig in Köln.

Die aus jüdisch bürgerlichen Verhältnissen stammende Aenne Biermann (1898 – 1933) hatte zwar familiär gesehen einen gewissen künstlerischen Hintergrund, hatte jedoch an keiner Hochschule studiert. Auf dem Gebiet der Fotografie war sie reine Autodidaktin. Dass nicht nur aus Akademien gute Künstler hervorgehen, dafür haben wir bei dieser Frau ein leuchtendes Beispiel. Abgesehen davon allerdings kämpfte die Fotografie zu ihren Lebzeiten noch um ihre Anerkennung als Kunstdisziplin. „Vertrautheit mit den Dingen“, diesen Titel der Schau nehme man wörtlich. Heute würde man viele der Fotos als „minimalistisch“ bezeichnen.

Viele der Bilder sind auf einen bestimmten Gegenstand, also z.B. eine Pflanze oder einen Stein reduziert. Bilder die gleich mehrfach bestechen – etwa bei Pflanzenbildern oder Fotostilleben durch das Detailreichtum. Ebenso gelungen aber sind ihre Porträts, u.a. ihrer beiden Kinder, insbesondere aufgrund des Bildausschnittes. Filigrane Fotomontagen bilden ein weiteres Highlight der Ausstellung. Zu ihrer Zeit Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren diese erstklassig – damals wurde ausschließlich analog fotografiert. Nachbearbeitung? – da ging nicht viel, es gab zu jener Zeit ja nicht einmal einfache Computer.

Für wen lohnt sich die Ausstellung?

Wer selbst fotografiert, ganz egal ob digital oder auch analog, der sollte sich die Ausstellung ansehen. Bis zum 13.Oktober ist dafür noch Zeit. Für einen Besuch der Sonderausstellung plus der anderen Räumlichkeiten mit Fotografie sollte man mindestens eineinhalb Stunden einplanen. Vor allem, wer eine längere Anreise auf sich nimmt, sollte den Besuch unbedingt nutzen, noch weitere Räume der Pinakothek der Moderne anzusehen. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Last but not least: am Sonntag kostet der Eintritt in das Museum nur einen Euro!  Empfehlen möchte ich an dieser Stelle auch die Ausstellungsführungen. Termine findet man auf der Internetseite.

Internetseite der Pinakothek der Moderne

Internetseite über die Sonderausstellung

Die Pinakothek der Moderne – für Fotografen immer eine gute Adresse

Im Lauf der Jahre hat es im Museum immer wieder Fotografie-Sonderausstellungen gegeben. So gab es z.B. vor einiger Zeit eine Ausstellung über Albert Renger-Patzsch „Ruhrgebietslandschaften“. Aber nicht nur aus den Beständen der Stiftung Ann und Jürgen Wilde werden immer Sonderausstellungen gezeigt. So gab es vor einigen Jahren eine Ausstellung über Jeff Wall – jene bekannten großflächigen Fotoinszenierungen auf Leuchtkästen. Kurz: wer sich für Fotografie interessiert, für den lohnt es, ab und zu mal auf der Internetseite des Museums sich über die jeweils aktuellen Sonderausstellungen zu informieren.

Ein Museumsbesuch im digitalen Zeitalter?

„Originale erleben“, so das Schlagwort auf den Plakaten der Pinakotheken. Auch wenn es sich vielleicht etwas abwegig anhört: gerade bei Fotografie kann Internetsurfen einen Museumsbesuch nicht auch nur ansatzweise ersetzen. Die derzeitige Sonderausstellung über Aenne Biermann lebt u.a. auch durch das Ambiente, das in den Museumsräumen hierfür gestaltet wurde. Die Fotos von Bernd und Hilla Becher leben vom Reichtum an Details, daher werden sie nur in der originalen Größe der Absicht der Künstler gerecht. Dasselbe gilt auch für die Bilder z.B. von Andreas Gursky oder Thomas Ruff. Mein Tipp: Das Handy in die Hosentasche und ab in die heiligen Hallen!

Die Pinakotheken in München

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