27 Nov. GRAND HOTEL PARR
in Zusammenarbeit mit The PhotoBookMuseum, Köln
Mit dem MAGNUM Fotografen Martin Parr beschäftige ich mich bereits länger, auch hier auf 24notes habe ich über seine Ausstellungen im Kunstforum München und im Stadthaus in Ulm geschrieben. Auch gibt es jetzt einen Dokumentarfilm über ihn, den ich beim letzten Münchner Filmfest bereits gesehen habe – „I am Martin Parr“ ,dieser wird auch im Rahmenprogramm der Nürnberger Ausstellung einmal gezeigt.
Fotobücher im Grand Hotel
… so umschreibt man am besten die Ausstellung die derzeit im Neuen Museum in Nürnberg aufwändig präsentiert wird. Übrigens in Zusammenarbeit mit The PhotoBook Museum Köln ( die einzige derartige Institution in Deutschland). Eine Art Nachbau des noblen Ambientes eines britischen Grand Hotels …. samt Empfang und großartigem öffentlichen Bereich wie man es in einem Hotel dieser Kategorie erwartet. Und darin liegen die Bücher des großen MAGNUM Fotografen, mit den Bildern in dessen (vermeintlich) unverkennbaren Stil. Zunächst einmal in Farbe, was bei fotokünstlerischen Arbeiten etwa in den 70ern in Europa noch ziemlich unüblich war (in den USA gab es das schon etwas häufiger). Aber es dominierten damals Arbeiten in Schwarzweiß! Zeitens: skurril und absurd, und auch in mancher Hinsicht skandalös. Aus diesen beiden Gründen war Martin Parr auch durchaus umstritten. Und heute?
Mal ehrlich …
… streng genommen nicht ganz unproblematisch. Zwar um Himmels Willen nichts Pornografisches, aber doch eine Darstellungsweise, die schon wiederholt Anlass zu Diskussionen gab. Man machte ihm zuweilen den Vorwurf er wäre ein Voyeur. Stimmt in gewisser Weise! Aber nicht unter der Gürtellinie. Mit recht zahlreichen Bildern hätte der Fotograf aber in Deutschland wohl Probleme bekommen: wegen des Rechts am eigenen Bild. Meine Meinung zumindest. Ob hierzulande allerdings mit dieser Sache nicht übertrieben wird … darüber lässt sich diskutieren. Manche Übel in der Gesellschaft muss auch ein Fotograf etwas vergröbernd aufzeigen, damit sie ernst genommen werden!
… in Büchern
Bei der Kunstform der Fotografie ist das Buch tatsächlich bis heute ein gängiges Medium um diese zu präsentieren. Das hat sich nicht einmal im digitalen Zeitalter allzu sehr geändert. Auch wenn viele Fotografen und Fotokünstler zumindest einen Teil ihrer Bilder auch digital zeigen. So auch Martin Parr, etwa auf der Website der Agentur MAGNUM, bei der er ein langjähriges Mitglied ist. Und auch in der Ausstellung hängen viele Bilder als vergrößerte Ausdrucke an der Wand.
I
… Reise nach Skurrilistan …
… würde es vielleicht treffen, wenn man denn einen Oberbegriff für seine Bilder suchte. Als da wäre Beach Fotografie, auf der schon mal eine der abgebildeten Personen Badehose oder Bikini mit Ketchup verkleckert hat. Fotos aus halbschäbigen Vorstadtvierteln, auch etwa mit Müllstilleben.
… Junk-Food Ästhetik
Oder ganz bekannt: seine ganz spezielle Food Photography die so gar nicht dem eigentlichen Klischee des Genres entspricht. Den meisten Food Designern würden die Haare senkrecht zu Berge stehen. Da hat man eher den Eindruck, der Fotograf will dem Betrachter sogar den Appetit verderben. Allerdings zeigt Martin Parr nur recht selten vergammeltes Essen. Eher mal einen nicht appetitlichen Anblick einer halbaufgegessenen Wurstsemmel. Oder auch mal einen Jahrmarktsstand mit knallig bunten Süßigkeiten, die einem so gar nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Aber auch Modefotografie, bei denen die Details der Modestücke hervorgehoben sind. Oftmals spielen Accessoires bei seinen Aufnahmen eine wichtige Rolle. Und noch einiges mehr. Nur, damit ich hier ein paar Beispiele genannt habe, um denjenigen, die Martin Parr noch nicht kennen eine rudimentäre Vorstellung zu geben.
… und lohnt sich das Ganze?
… ich würde sagen: definitiv ja! Es gibt zweihundert Bücher von Martin Parr, die meisten davon nicht gerade billig – man muss schon ein ganz großer Fan sein, um sich diese alle zu kaufen. Und in Bibliotheken? Ja, man findet durchaus mal den einen oder anderen Band. Aber man bräuchte doch ziemlich lange, bis man da den Großteil des Werks durchhat. Deswegen mein heißer Tipp: Reingehen in die Ausstellung, und sich großzügig Zeit nehmen. Etwa mindestens einen verregneten Nachmittag lang.
Recht viele der Fotobände von Martin Parr kann man als Besucher durchblättern und dabei gemütlich in der inszenierten Hotellounge durchblättern.
… und sonst noch …
Für alle nicht Ortskundigen: das Neue Museum Nürnberg liegt praktisch direkt hinter der Stadtmauer am Nürnberger Hauptbahnhof. Sprich: man komme am besten mit dem Deutschlandticket per Bahn, und in so etwa fünf Minuten ist man an Ort und Stelle.
Beiläufig:
Neben dieser Ausstellung kann man derzeit in diesem sehr ansprechenden Kunstmuseum in der Nürnberger Altstadt einige andere interessante Ausstellungen besuchen, etwa zum Beispiel eine ganze Reihe von Gemälden von Gerhard Richter. Es lohnt sich, dafür auch von auswärts anzureisen – ich persönlich fand es hat sich gelohnt, auch wenn ich in München durchaus viel an Kunstausstellungen geboten bekomme!
Bis Ende Februar gibt es Martin Parr noch zu bewundern. Also vielleicht auch eine Idee für ein Schlechtwetterprogramm über die Weihnachtsferien!
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.





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