Elefant - 24notes
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Elefant

Elefant

Ein Buch von Martin Suter, gebundene Ausgabe, 352 Seiten, Diogenes Verlag, 1. Auflage

Ärger vorweg

Normalerweise bin ich ein echter Bücherfan, also ein Fan von echten Büchern. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine übervollen Bücherregale, und so kam es, dass ich mich bei Suters neuem Werk Elefant fürs eBook entschied. Aber Vorsicht – es hat DRM-Schutz. Das DRM (Digital Rights Management) seine Schattenseiten hat, musste ich dabei wieder einmal erfahren. Ohnehin finde ich DRM dem Leser völlig unzumutbar, schränkt es ihn doch ein, sich frei über Ort und Zeit seines Lesevergnügens zu entscheiden. DRM ist böse.

Selbst schuld

Was mir geschah, ist auf eigenes Versagen zurückzuführen, ärgerlich blieb es doch. Daher hier nur die Kurzform. Neues Laptop, also Adobe Digital Editions runtergeladen und installiert. Dann einen Fehler bei der Authentifizierung gemacht. Buch heruntergeladen. Fehler bemerkt, Authentifizierung richtig gemacht und schwupp, schon konnte ich das bereits heruntergeladene eBook nicht mehr öffnen. Ein zweites Mal Herunterladen lässt das DRM nicht mehr zu. Zum Glück hatte bücher.de ein Einsehen und gab mir einen zweiten Link zum Herunterladen. Toller Service!

Der Anfang

Schoch, ein Randständiger, findet in seinem Unterschlupf einen kleinen, rosa Elefanten, der im Dunkeln leuchtet. Schoch traute seinen Augen nicht, hatte er zu viel oder zu wenig getrunken? Doch das linealgroße Tierchen ist echt, das merkt Schoch spätestens, als der Minielefant Durchfall bekommt.

Zögernd und lau in der Mitte – nicht ohne Grund

Suter hat bekanntlich einen Hang für das Absurde und für eine hohe erzählerische Dichte. So wunderte ich mich zuerst über das laue Geschehen in der Buchmitte. Es entfaltet sich ein gemächliches Ringen um den rosa Elefanten. Die einen haben ihn, die anderen wollen ihn. Die »Guten« (also Schoch, die Tierärztin Valerie und der Elefantenflüsterer Kaung) kämpfen gegen das skrupellose und zumeist vom Kommerz getriebene Treiben der »Bösen«, den Gen-Manipulierern Dr. Roux mit dem Chinesen Tseng. Allerdings verpassen sich die Kontrahenten ständig, so dass ein großes Scharmützel ausbleibt.
Das passt allerdings gut zu dem Umstand, dass das unerwartete Resultat des Gen-Versuches als Symbol für die Gentechnik an sich steht: der kleine süße und doch absurde rosa Elefant. Irgendwie süß, aber verstörend merkwürdig.
Man weiß ja nicht so recht, was man von der Gentechnik grundsätzlich halten soll. Wenn sie hilft, Menschenleben zu retten, werden sich wenig Gegner finden. Soll unsere Nahrung modifiziert werden, sind wir eher dagegen. Diese Unentschlossenheit lässt Suter in seinem Roman zwischen den Zeilen leuchten wie den kleinen Elefanten in der Nacht.

Die Seite 100

Wenn ich Bücher auswähle, schlage ich immer die Seite 100 auf, um einen Eindruck über die Sprache und Spannung eines Buches zu gewinnen. Warum ich das mache und nach welchen Kriterien ich beim Bücherkauf vorgehe, habe ich in meinem Blogbeitrag Die Qual der Wahl – wie ich meine Bücher auswähle näher beschrieben. Da ich bei Suters »Elefant« die eBook-Variante wählte, entfiel diesmal der Seite 100-Test. Leider.

Dichtes Ende

Es wäre kein echter Suter, wenn es kein furioses Ende gäbe. Auch bei »Elefant« verhält es sich nicht anders. Dass die Liebe dabei eine Rolle spielt, überrascht seit der Buchmitte keinen Leser mehr. Mehr möchte ich mal lieber nicht verraten.

?Lesenswert?

Suter versteht es, gut zu unterhalten, aber die Charaktere wie auch die Handlung bleiben ein wenig blass. Der »Elefant« bleibt lesenswert, wenngleich für meinen Geschmack schwächer als »Die dunkle Seite des Mondes« oder »die Zeit, die Zeit«.

Im Vergleich dazu ist Johannes Mario Simmels Buch »Doch mit den Clowns kamen die Tränen«, welches schon im Jahr 1987 die Gefahren der Genmanipulation als Leitmotiv aufgriff, mit deutlich mehr Spannung ausgestattet.

Der gebürtige Schweizer Martin Suter, geboren 1948, war erfolgreich in der Werbebranche tätig, bis er das Schreiben für sich entdeckte.

(Foto: unsplash.com)

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