01 Aug. On view – Begegnung mit dem Fotografischen
On view Ausstellung in der Pinakothek der Moderne, München, Begegnung mit dem Fotografischen …
… so lautet die Überschrift unter der Schlagzeile. Fotografische Kunstwerke befinden sich zwischenzeitlich in großer Zahl in den Beständen der Kunstmuseen. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2002 ist Fotografie ein fester Bestandteil der Sammlung der Münchner Pinakothek der Moderne. Firmensammlungen wie etwa von Siemens und Allianz gab es schon seit den 70er Jahren, Fotografie der Neuen Sachlichkeit der Stiftung Ann und Jürgen Wilde wie die dokumentarisch-konzeptuelle Fotografie von Bernd und Hilla Becher und ihren Studierenden (Düsseldorf) in der Sammlung Fotografie und Zeitbasierte Medien sind weitere Schwerpunkte der Abteilung Fotografie … für nähere Informationen möchte ich auf die Website der Sonderausstellung verweisen …
Immer dabei
Da ich nicht allzu weit von der Pinakothek der Moderne wohne (sprich bequem mit dem Fahrrad erreichbar) habe ich mir dort schon eine ganze Reihe fotografischer Sonderausstellungen angeschaut. Als Beispiele nennen kann ich da Aenne Biermann, über die ich auch damals eine kleine Rezension geschrieben habe. Dasselbe tat ich zu gegebener Zeit über die Fotoschau über den Berliner Fotografen Friederich Seidenstücker.
In Erinnerung geblieben ist mir auch die Ausstellung über den Kanadischen Fotografen Jeff Wall, bei der 19 der 20 Leuchtkastenfotos aus Münchner Sammlungen zusammengestellt wurden. Das war allerdings noch bevor ich mit meiner jetzigen Beschäftigung angefangen hatte
Fotografie als Kunstdisziplin
Ist Fotografie Kunst? Was macht Fotografie als Kunstdisziplin aus? Welche Beziehungen gibt es zu anderen Kunstformen? Darunter zum Teil Fragestellungen, denen zwischenzeitlich bereits ein langer Bart gewachsen ist. Die Frage ob nun Fotografie überhaupt Kunst ist brauchen wir wie ich finde nicht mehr zum hundersten Mal diskutieren. Künstlerische Fotografie wird bereits seit langem in unseren Museen landauf landab gezeigt, eigentlich sogar weltweit. Interessanter ist da schon die Frage: Was kann Fotografie denn alles? In sechs Räumen gibt die Ausstellung beispielhafte Antworten.
Fragestellungen
Fotografie hält das Bild einer Person auch nach ihrem Tod fest. Wir können also den auf Porträts abgebildeten Menschen auch heute noch in die Augen blicken.
Wie sieht es aus bei Dingen? Gibt es da nicht Details die wir schlicht und ergreifend übersehen oder auch von vorneweg nicht beachten? Manchmal macht auch die Natur kleine Unterschiede, wie etwa auf den Fotografien von Karl Blossfeldt gut sichtbar. Oder übersehen wir nicht manchmal bei den banalsten Alltagsgegenständen bestimmte Details? Wie etwa der Aufnahme des Spüllappens von Claus Goedicke? Der Betrachter kann versuchen Antworten darauf zu finden
Landschaften wurden schon immer von Fotografen vor die Linse genommen. Mit verschiedensten Absichten. Auch die Eingriffe des Menschen werden durch Fotografie sichtbar. Das gilt bereits für die mittlerweile einige Jahrzehnte alten Aufnahmen von Albert Renger-Patzsch, oder auch für die Großaufnahme von Axel Hütte aus der Toskana. Gurskys Fotoikone „Rhein II“ darf natürlich nicht fehlen. A propos: dieses Bild hatte ich vor fünf Jahren in einem satirischen Kunstbeitrag auf 24notes verballhornt.
Oder Street – eine mittlerweile klassische Disziplin, die das Alltagstheater auf unseren Straßen wiedergibt. Die Straße als Theaterbühne … ganz groß bei „An Eviction“ von Jeff Wall im Leuchtkasten. Oder auch bei „Shadow“ von Lee Friedländer, wo der „stalkende“ Fotograf seinen Schatten auf den Rücken der von ihm Verfolgten wirft? Na ja, das Wort Stalking hätte damals im Entstehungsjahr 1966 in einen solchem Fall wohl noch niemand in den Mund genommen. Auch Ausgefallenes ist mit von der Partie, etwa Ed Rusha, der mit seiner langen Panoramaaufnahme des Sunset Strip die gesamte Länge der betreffenden Straße abbildet.
Nur um einige Beispiele zu nennen. Man muss die Bilder selbst sehen und versuchen mit ihnen in den Dialog zu treten.
Statement
Kunst kann sichtbar machen, das gilt eben auch für die Fotografie. Aber auf jeden Einzelnen wirkt sie anders. Aber ja, Fotografie kann sogar ein Stück weit hinter die Fassade des Abgebildeten schauen, egal ob Mensch oder Dinge. Von daher gesehen meine ich behaupten zu dürfen, dass Fotografie durchaus auch politisch sein kann. Oder auch einen politischen Hintergrund aufweist. Das braucht keineswegs gleich so weit gehen, dass man die Bilder als Propaganda betrachtet.
Bis Anfang Oktober ist noch Zeit für einen Ausstellungsbesuch. Ach und übrignes: einen Katalog gibt es auch dazu. Käuflich zu erwerben u.a. im Museumsshop! Er lohnt sich.
Last but not least
Dies war nun der letzte Beitrag vor unserer Sommerpause. Weiter mit neuen Artikeln geht es voraussichtlich in der zweiten Septemberwoche
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Geri ist leidenschaftlicher Fotograf mit einem intensiven Blick für verborgene Details. Er arbeitet ausschließlich digital und zeigt seine Arbeiten u.a. auch bei 24notes.
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