JR Chronicles - Eine Ausstellung in der Hypokunsthalle München - 24notes
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JR Chronicles – Eine Ausstellung in der Hypokunsthalle München

Geburtsort Pariser Banlieues

Seine Karriere als Künstler begann der 1983 geborene JR in den Pariser Banlieues. Alles fing an mit einer Kamera, die er im Jahr 2000 irgendwo in der Pariser Metro gefunden hatte. Er begann damit Menschen zu fotografieren, als Porträts, natürlich mit deren Einverständnis. Danach druckte er die Fotos, immer in schwarzweiß, auf billigem Papier großformatig aus und beklebte leere Flächen etwa an Hauswänden oder anderen Oberflächen…

Streetart meets Photography…

…genau das in etwa wäre das passende Motto für die die Kunst JRs…jenem Mann mit Hut und Sonnenbrille, von dem eigentlich niemand ganz genau weiß, wer er denn nun ist. Vielleicht steht sein Kürzel für die französischen Worte „juste ridicule“ – obwohl das, was er als Kunst schafft alles andere als lächerlich ist. Er fotografiert nämlich ganz überwiegend Menschen aus schwierigen Milieus, und will ihnen mit den „Plakataktionen“ eine Stimme geben. Aus kleinen Postern wurden nach und nach große Collagen. Die wilden Plakataktionen sollen zu Dialogen, Gesprächen, Diskussionen anregen, die Plakate sollen die Öffentlichkeit auf die darauf abgebildeten Menschen aufmerksam machen, die Auseinandersetzungen mit den Fotos gehören für JR zum Kunstwerk dazu…bis die Plakate meist relativ schnell wieder nach Polizeianweisung abgerissen werden…

…immer mit sozialem Anliegen

Was mit kleinen Kunstkationen begann, als JR kleine Einzelbilder postete und diese dann mit roter Farbe quasi umrahmte, wurde im Lauf der Zeit zu Großaktionen. Dabei stehen de facto immer soziale Belange im Hintergrund. Ab etwa 2007 wurde JR auch außerhalb Frankreichs aktiv. Eine der erste spektakulären Aktionen im Ausland startete er 2007 in Israel bzw. Palästina. Er nutzte dabei die Möglichkeit, als Franzose auf beide Seiten der Region reisen zu können…für Plakataktionen sowohl mit Menschen in Israel als auch in Palästina…ein Höhepunkt dabei waren die Bilder von drei Geistlichen, je einen Juden Muslim und Christen, sprich einem Rabbi, einem Imam, und einem katholischen Priester. Die Reaktionen der Menschen sprachen für sich…

Im Laufe seiner bisherigen Karriere zog es den Künstler in zahlreiche Länder rund um den Erdball, unter anderen nach Kenia, nach Brasilien oder auch nach Indien. Mit seinen Plakaten schreckte JR vor nichts zurück…weder vor Dächern….sogar auf Schiffscontainern klebte der Künstler mit Hilfe der Hafenarbeiter seine Plakate – eine häufiges Motiv waren dabei Augenpartien aus Gesichtern…

Wimmelbilder…

…made in USA, New York City, San Franscisco…Collagen mit hunderten an realen „Darstellern“. Und ob das noch nicht genug wäre – eine Collage mit bewegten Bildern. Und alle Personen auf den Bildern kommen auch zu Wort – wer wissen will was sie zu sagen haben, der kann dies erkunden, mit Hilfe eines Tablets in der Mitte des Raums, oder auch über den QR Code, mit dem auch ein Audio Guide geladen werden kann.

…und noch mehr

…auch in Berlin am Brandenburger Tor war JR schon aktiv…und in Kalifornien stellte er ein Projekt mit Strafgefangenen und Wärtern eines Hochsicherheitsgefängnisses auf die Beine….

Filmtipp

Der Film „Augenblicke“, den der Künstler zusammen mit der französischen Filmemacherin Agnès Varda vor ein paar Jahren an verschiedenen Orten quer durch Frankreich gedreht hat lässt den Zuschauer die Arbeit JRs miterleben.

Statement

Eine Sache, die im Fall von Streetart immer wieder diskutiert wird ist die Frage der Legalität. Streetart hat ihren Ursprung definitiv im Untergrund…vieles wurde im Lauf der Zeit legal…aber sicher lässt sich über wilde Plakataktionen auch streiten. Darf denn der Zweck, den ein Künstler verfolgt die Mittel heiligen?

Ich möchte die Frage offen lassen. Einerseits: ja, der Künstler kann mit solchen Aktionen fremdes Eigentum beschädigen. Andererseits fragt sich an dieser Stelle: was ist schlimm, wenn man heruntergekommene Flächen, um die sich niemand mehr kümmert, plakatiert oder etwa hölzerne Absperrungen von Baustellen?

Allem voran aber dürfen wir eins nicht übersehen: JR verfolgt damit Ziele, er macht Teile unserer Gesellschaft sichtbar, die sonst oft im Dunkeln verharren  Und rückt sie damit ein Stück weit ans Licht. An manchen Stellen wusste man dies auch zu würdigen. Und das ist gut so. Wer die Ausstellung besucht, der wird davon Kenntnis nehmen!

JR Chronicles

…wurde bereits in New York, London und im niederländischen Groningen gezeigt, und macht nun bis zum 15.  Januar 2023 in Deutschland Station. In München, in der Hypokunsthalle. Begleitend gibt es zahlreiche Veranstaltungen, nähere Informationen entnehme man hier

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