Forever young - 24notes
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Forever young

10 Jahre Museum Brandhorst - Jubiläumsaussstellung

Forever young

„Forever young“ – genau wie einer der bekanntesten Songs von Bob Dylan (ebenso wie ein anderer Hit in der 80ern der Gruppe Alphaville), so lautet der Titel der Jubiläumsausstellung zum zehnjährigen Bestehen des Museums Brandhorst in München. Unter den Münchner Museen hat das Haus längst seinen festen Platz und ist deutschlandweit eine der interessantesten Adressen für zeitgenössische Kunst. Darum wurde auch im Mai dieses Jahres an einem Wochenende ausgiebig gefeiert.

Das eigentliche Jubiläum ist nun vorbei, die Ausstellung dauert aber noch bis April 2020, das ist auch gut so…denn die gezeigten Kunstwerke sollen getreu dem Motto weiterhin jung bleiben. Und werden es auch, da bin ich ganz zuversichtlich…

Die Historie…

Hinter jenem Museum steht die Stiftung Udo und Annette Brandhorst, die wie viele andere Stiftungen mit der Sammlerleidenschaft von Kunstfreunden ihren Anfang nahm. Zunächst in Köln ansässig sammelte man von Anfang an unterschiedlichste Arten zeitgenössischer Kunst aus der Epoche seit den 60ern Jahren. Ein eigenes Museum stellte Ende der 90er Jahre der Freistaat Bayern in Aussicht, der sich bis heute um den Betrieb des Hauses kümmert. Also kam man nach München und ging mit der Sammlung an die Öffentlichkeit. 2009 wurde das Museum eröffnet. Die bisherige Bilanz: eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Staat und Stiftung. Plus eine Kunstsammlung die mittlerweile von 700 auf 1200 Werke gewachsen ist.

Die Jubiläumsschau

Die Jubiläumsschau bietet auf zwei Etagen im Erdgeschoss und im Untergeschoss eine repräsentative Auswahl aus der Sammlung, plus einer Reihe von Werken, die jetzt zum ersten Mal gezeigt werden.  Einige Beispiele davon möchte ich hier herausgreifen.

Pop Art

Die Blüten des Kapitalismus wie die Welt der Marken, Waren und Medien werden hier zum Objekt für Kunstwerke. Hört oder liest man diesen Begriff, so denkt man zunächst an den wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung: Andy Warhol. Die Stiftung besitzt eine der größten Sammlungen von ihm und eine ganze Reihe dieser Werke werden in der Jubiläumsausstellung gezeigt. Von seinem Bild „Triple Elvis“ wird der Besucher gleich am Anfang der Ausstellung begrüßt, zahlreiche weitere Werke folgen. Dabei verfalle man nicht dem Irrtum, diese Art von Kunst wäre oberflächlich, denn der Künstler spricht damit brisante Themen an: so unter anderem Rassendiskriminierung und Transsexualität.

Ähnliche Themen werden auch von anderen Künstlern angesprochen, so z.B. von Jean-Michel Basquiat, mit seinen in Malerei umgewandelten Wandkritzeleien oder auch vom legendären Keith Haring mit seinen comicartigen U-Bahn Graffitis. Ebenso die Neonröhren eines Bruce Naumann und die kitschig anmutenden Plastiken des Jeff Koons.

Last but not least: auch die noch lebende Legende, der Amerikaner Ed Rusha ist mit von der Partie. Neben seinem berühmten „Boss“ mit der Schraubzwinge ist er auch im Untergeschoss mit zwei seiner neueren Bilder aus den letzten Jahren vertreten.

Subjektivität in der Gegenwart

Der Kapitalismus schuf auch seine Produkte und hatte seine Auswirkungen. Genau damit setzen sich die Künstler im Untergeschoss kritisch auseinander. Ein Lifestyle und seine Ideale. So in etwa der Arzneischrank von Damien Hirst, eine Anordnung einer fünfstelligen Zahl verschiedener Pillen in einer riesigen Vitrine. Der Glaube an die Wissenschaft, quasi als Ersatzreligion wird hier in Frage gestellt. Gibt es auf Knopfdruck etwa gegen jedes Leiden ein Mittel?

Zeitgenössische Malerei

Da haben wir zum einen Bilder der deutschen Künstler Sigmar Polke und Jörg Immendorf. Auch Gerhard Richter mit einem seiner „gemalten Fotos“ darf natürlich nicht fehlen.

Darüber hinaus sind aber vor allem viele Werke von Künstlern von den 80er Jahren bis heute zu sehen. Hier möchte ich allem voran ein Beispiele aufgreifen: der zu den sog. „Neuen Wilden“ zählende Albert Oehlen, also einer von denjenigen, die wieder mit subjektiver expressionistisch anmutender Malerei auf Großformaten Furore machen. Er wird in der Ausstellung recht umfassend gewürdigt. Da gibt es zum einen eine Reihe seiner früheren Werke im Untergeschoss, mit überwiegend gegenständlicher Malerei, aber auch Collagen etc.

Cy Twombly

Nicht direkt zur Jubiläumsschau gehören die Exponate im ersten Stock des Museums. Allerdings gehören die Bilder von Cy Twombly zum festen Bestandteil der Sammlung Brandhorst. Die Stiftung hat stets eine enge Beziehung zu dem Künstler gepflegt, und somit dürfen sie auch in der Jubiläumsschau nicht fehlen. Oben an der Treppe grüßt den Besucher auch eine Neuerwerbung der Stiftung: Untitled (Camino Real) aus dem Jahr 2011.

Einen Höhepunkt, den jeder Besucher gesehen haben sollte: der Lepanto Zyklus, der in einem Raum seinen festen Platz hat. Zu sehen war er auch 2001 auf der Biennale in Venedig. Man lasse ihn auf sich wirken.

…es lohnt sich nach München zu kommen

Im Fall von Kunstausstellungen fragt sich immer, ob es lohnt, auch von weiter her nach München zu kommen. Gerade in diesem Fall meine ich: definitiv ja. Weil man eben vieles was hier gezeigt wird andernorts nicht oder nur sehr eingeschränkt findet. Ein oder zwei Bilder von Andy Warhol findet man ja noch vielerorts, aber die ganze Vielfalt seiner Kunst keinesfalls.

Ähnliches gilt auch für viele andere Künstler, allem voran z.B. für die große Vitrine von Damien Hirst oder die fluoreszierenden Bilder von Jacqueline Humphries (die leider momentan vorübergehend abgenommen wurden).  Auch die Bilder und Skulpturen von Cy Twombly findet man andernorts ausgesprochen selten. Gerade der eben erwähnte Lepanto Zyklus erzielt seine Wirkung nur im Raum des Museums – vielleicht in gewisser Weise vergleichbar mit einer Serie von Glasfenstern in einer Kathedrale.

Viele Bilder von Museen, so auch die aus der Stiftung Udo und Annette Brandhorst sind mittlerweile über Bilddatenbanken im Internet abrufbar. Gerade bei den Werken in „Forever Young“ handelt es sich meist um großflächige Bilder und Kunstobjekte, die ihre Wirkung ausschließlich bei einem Museumsbesuch entfalten.

Fotografie

Da wir uns in unserem Online Magazin schwerpunktmäßig mit künstlerischer Fotografie beschäftigen, möchte ich darauf hinweisen: auch an Fotografie ist hier in der Jubiläumsausstellung einiges zu sehen. So z.B. vom Starfotografen Richard Avedon Bilder aus dem Umfeld der illustren Gesellschaft von Andy Warhols „Factory“. Eine Persiflage auf den American Way of Life sind die Fotomontagen des Amerikaners David La Chapelle – dass es sich dabei tatsächlich um Fotomontagen handelt merkt man kaum! Absolut haarsträubend die Bilder, manchmal auch zum kaputtlachen.

Ein weiteres Stichwort: Fototapete. Hier hat die amerikanische Fotografin Louise Lawler vier Objekte von Andy Warhol fotografiert. Daraus wurde eine Wandtapete gemacht, die eine komplette Seite eines Raums der Ausstellung einnimmt. Wir lernen daraus: man sollte neben den Kunstwerken einer Ausstellung auch ihr Ambiente beachten. Dies ist oftmals extrem sehenswert, das Museum Brandhorst ist an dieser Stelle nur eines von vielen Beispiele.

Weiter möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch in der auf dem Kunstareal benachbarten Pinakothek der Moderne einiges an künstlerischer Fotografie zu sehen ist. Darüber habe ich hier bei 24notes vor einiger Zeit einmal einen Artikel geschrieben.

Die Fassade

Eine Sehenswürdigkeit für sich allein ist die Fassade des Museums. Es fällt schwer, diese in Worten zu beschreiben, darum erspare ich mir das und zeige hier einige Bilder. Sehr fotogen, also auf jeden Fall eine Kamera mitnehmen. Allem voran Leute, die gerne Architekturfotos machen. Fotos lassen sich hier in unzähligen Varianten anfertigen. Hier nur wenige Beispiele.

 

Tipps für den Besuch

Für den Besuch der Jubiläumsausstellung im Museum Brandhorst sollte man schon mindestens 1 ½ bis 2 Stunden einplanen. Vor allem für diejenigen, die von weiter her nach München herkommen ist es eine Überlegung wert, gleich auch noch einen Sprung in die Pinakothek der Moderne zu machen, gerade Fotointeressierte sollten auch dort etwas mehr Zeit einplanen. Für junge Leute in den Ferien wäre dies eventuell gerade an einem verregneten Sonntag ein gutes Programm: der Eintritt in beide Häuser kostet jeweils nur einen Euro! Vom Hauptbahnhof ist es bis hier her nicht weit.

Wer an einer Führung durch die Ausstellung bzw. an einer in diesem Rahmen stattfindenden Veranstaltung interessiert ist, der entnehme dies der Internetseite.

Ich rate allen Besuchern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes. Einen Parkplatz in München zu finden ist leider oftmals eine Katastrophe. Wer meint, es wäre besser mit dem Auto zu kommen, dem empfehle ich dringend Park/Ride zu nutzen. Außerhalb der City ist das Parkplatzproblem nicht so brisant. Man kann dabei verschiedene U-Bahn und Buslinien nehmen. Hierbei verweise ich auf die website des Museum Brandhorst.

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