Die Taugenichtse von Samuel Selvon - 24notes
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Die Taugenichtse von Samuel Selvon

ein Roman zum Thema Migration

Die Taugenichtse von Samuel Selvon

Die Taugenichtse – Ein Roman von Samuel Selvon, dtv-Verlag, deutschsprachige Erstauflage 2017

Originalausgabe „The Lonely Londoners“, Allan Wingate Verlag London 1956

Migration ist eines der schwierigsten und heikelsten Themen der heutigen Zeit. Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht. Die daraus resultierenden Probleme und Herausforderungen waren noch niemals so groß. Auch wenn dieses Phänomen alles andere als neu ist, dieses Buch ist dafür nur eines von vielen Beweisstücken. Der aus Trinidad stammende Auto Samuel Selvon schrieb den Roman „Die Taugenichtse“ bereits vor über sechzig Jahren. Das Buch mit dem Originaltitel „The Lonely Londoners“ ist in England längst ein Klassiker, aber eine deutsche Übersetzung gibt es erst seit kurzem. Und diese wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amts unterstützt.

In England längst ein Klassiker

Von dem Autor hatte ich zuvor noch nie gehört. Ich fand das Buch in der Auslage eines kleinen Buchladens. Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite hat mich angesprochen – und die Frage: wie gehen andere Länder mit dem Thema Migration um? Wie taten sie es in der Vergangenheit? Wie erging es den Einwanderern in anderen Ländern, zu anderen Zeiten? Ich fand diese Fragen spannend und wichtig. Deshalb habe ich es mir gekauft und während meines Urlaubs gelesen. Ich erhoffte mir Denkanstöße.

Die Sprache ist ein Unikat

Eine Sache war für mich erst mal gewöhnungsbedürftig: der Schreibstil. Er war mir nicht etwa zu kompliziert, die Sprache wirkte für mich eher etwas holprig. Doch das hatte auch seinen Grund: Der Autor schrieb das Buchs nicht in Queens English, sondern in einer Art karibischem Dialekt. Die Übersetzerin Miriam Mandelkow versuchte diesen in der deutschen Sprache adäquat herüberzubringen. Was dabei herausgekommen ist, kann sich sehen lassen. Es ist schwer zu beschreiben…man muss das Buch lesen.

Migration – das Thema ist nicht neu

Ich habe mir den Roman aber nicht wegen seiner sprachlichen Pirouetten vorgenommen, sondern wegen seines Themas. Das Buch ist kein spannender Thriller. Vielmehr taucht der Autor in ein Milieu ein – dem der karibischen Einwanderer im London der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt Moses Aloetta. Anders aber als sein biblischer Namensvetter konnte er seine Landsleute in kein gelobtes Land führen. Er musste ihnen vielmehr klarmachen, dass London nicht das von vielen erhoffte El Dorado ist. Mit Vorurteilen, Rassismus und Ausgrenzung mussten jene Einwanderer damals schon massiv kämpfen. Obwohl sie aus ehemals britischen Kolonien stammten. Dies machte viele der Einwanderer untereinander solidarisch. Die Folge waren auch damals schon bestimmte Formen von Parallelgesellschaften. Und jeder der Einwanderer ging mit dieser Situation auf seine Art um: Der eine schlug sich auf kleinem Fuß durch und wohnte in einem kleinen schäbigen Zimmer einer Einwandererunterkunft. Andere wiederum wurden auch damals schon zu kleineren oder größeren Maulhelden oder gar Kriminellen.

…und heute?

Bei der Lektüre des Buches kam bei mir immer wieder ein Aha-Effekt. Oft genug kannte ich das Gleiche in grün aus unseren Zeitungen. Und so manches Problem unserer jetzigen Einwanderer in Deutschland wird ein wenig verständlicher. Auch wie die Einheimischen in London mit dem Problem umgingen hat mich bei der Lektüre des Buches nicht verwundert: Viele hatten ganz einfach Berührungsängste mit den „Mokkas“, wie man die Einwanderer aus der Karibik damals nannte. Sie waren einfach irgendwie anders.

Fazit

Meine Folgerungen: Berührungsängste sind menschlich. Dies wird leider gerne übersehen. Rassismus dagegen ist ein Verbrechen. Und der kann sich überall breitmachen. Das sollte uns immer bewusst sein. Migration ist ein schwieriges Thema und es ist eine große Herausforderung sich den Problemen, die damit einhergehen zu stellen. Aber wir müssen es tun. Es ist ein Phänomen der Zeit, mit dem jede Gesellschaft in Europa konfrontiert ist.

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