Wenn man vom Teufel spricht - 24notes
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Buchtipp

Wenn man vom Teufel spricht

von Heinz Rudolf Kunze

Wenn man vom Teufel spricht

…wenn man vom Teufel spricht, ja diesem …irgendwo hat man diesen Namen doch schon mal gehört…halt nochmal…aber ja, das war der, der in den 80er Jahren diesen Hit hatte, der dauernd im Radio lief? Wie hieß der denn gleich? Richtig – „Dein ist mein ganzes Herz“…das war mit Abstand sein bekanntester Song. Meiner Ansicht nach aber bei weitem nicht sein bester – da gibt es von ihm aber verdammt viele bessere Songs – allem voran was den Text angeht. Denn Kunze ist vor allem eins: ein begnadeter Texter…und da ist er nicht nur als Lyriker aktiv. Nun hat er im Frühjahr 2020, kurz vor dem Lockdown, gleichzeitig sein neues Album „der wahrheit die ehre“ (ich halte mich wie auf dem CD-Cover an die Kleinschreibung) und sein neues Buch mit dem Titel „Wenn man vom Teufel spricht“ veröffentlicht. „200 Zeitgeschichten“, so lautet der Untertitel des Buchs – und damit liefert er endlich einmal einen adäquaten Begriff, für das was er schon zig Jahre lang der Öffentlichkeit präsentiert. Er lässt sich eben nicht so leicht in eine Schublade einordnen – genau aber das macht ihn aus!

…Brille…

…man kennt ihn auch unter den Namen „Brille“ – und die Brille ist für ihn mehr als ein Spitzname, sondern schon viel mehr ein Symbol. Na ja, damals in den 70ern und 80ern war es unter den jungen Leuten nicht der Gipfel der Coolness, wenn man eine Brille mit dicken Gläsern trug…aber Kunze hat eben eine ganze andere Stärke: er betrachtet die Dinge durch eine recht klare und scharfe Brille. Egal ob er nun als Alltagspoet auftritt oder ob er Lebensfragen in Angriff nimmt oder wie auch häufig Dinge aus Politik und Gesellschaft. Klarsicht, das findet man bei Kunze, auch wenn man insgesamt gesehen oftmals nicht so richtig weiß, woran man bei ihm ist…

…Lieder, Lyrik und Prosa…

Kunze ist kein Roman- oder Geschichtenautor, aber er präsentiert häufig solche Lyrik, die der Prosa schon recht nahekommt. Versfuß und Reim ist bei ihm nicht das wesentliche Element was die Qualität seiner Texte ausmacht…allerdings zeigt er, dass er dazu durchaus fähig ist, denn bei seinen Liedtexten weiß er diese Kunstgriffe einzusetzen. Aber was bei Kunze zählt ist vor allem eins: der Inhalt. Und die Message.

…immer kritisch…

Heinz Rudolf Kunze ist immer kritisch. Wo er nun politisch genau steht lässt sich schwer feststellen, dafür aber einiges andere. Er behält seine eigene Meinung und lässt sich vor keine Karre spannen. Zumindest versucht er es, hundertprozentig gefeit ist davon ja wirklich niemand. Er beschreibt dies in einem seiner bekannteren Songs: „Ich geh meine eigenen Wege“…und man kann hier feststellen: Eigenlob stimmt! Unfehlbar ist sowieso niemand, und so etwas maßt sich Kunze auch beileibe nicht an…

…Liedermacher…kein Relikt von gestern…

Kunze erhebt keinen mahnenden Zeigefinger, wie einst etwa Franz Josef Degenhardt. Viele seiner Songs sind politisch, aber bei weitem nicht alle: es gibt fast keine Themen die sowohl in seiner Lyrik als auch in seinen Liedern nicht auftauchen. Neben Liebesliedern und Alltagspoesie gehen seine Themen bis hin zu Themen aus der Literatur, Philosophie, die großen Lebensfragen und Religion – ja sogar das Lied des Evangelischen Kirchentags hat der singende Germanist schon einmal zum Besten gegeben – völlig ohne sich dabei auf ein hohes moralisches Podest zu stellen!

…Liedtexte, Lyrik und Literatur

Ja, ich bin der Ansicht, dass Heinz Rudolf Kunzes Texte literarischen Anspruch erheben dürfen. Die Texte sind alles andere als oberflächlich, viele muss man zum klaren Verständnis mehrfach lesen. Sicher einer der anspruchsvollsten Texter im deutschsprachigen Raum!

…der wahrheit die ehre…

So sollte man meinen. Auch das neue Album wieder mit starken Texten. Vor allem eines fällt dabei auf…was er uns sagen will ist zeitlos. „Mit welchem Recht“ wollen wir Menschen verwehren zu uns zu kommen um einfach zu überleben…die Problematik von Flucht und Vertreibung ist beileibe nicht neu, auch wenn sie gerade die letzten Jahre wieder in den Medien verstärkt präsent ist. Weder „Spießgesellen der Lüge“ noch die berühmten Straßenprediger sind Phänomene, über die man großartig Erklärungen abzugeben braucht. Immer beschäftigen den Rockpoeten die großen Themen des Lebens und der menschlichen Existenz, wie auch in „die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“ mit dem das Album abschließt.

…wenn man vom Teufel spricht…

…dann ist Kunze auch immer schon da…in 200 Zeitgeschichten, entstanden zwischen 2016 und 2019. Unter jedem der teils lyrischen, teils prosaischen Texte finden wir das genaue Entstehungsdatum. Die Texte lassen sich nun nicht ohne weiteres als Rocksong interpretieren, die Themen jedoch sind mit den Liedtexten durchaus vergleichbar. Dabei macht der Autor nicht Halt vor irgendwelchen Themen, er äußert sich über vieles. Nur eines verkneift er sich nach wie vor: political correctness. Genau das ist es aber, was den Mann so sympathisch macht, auch wenn man manchmal mit seinen Ansichten nicht ganz auf einer Linie steht.

…schon lange im Geschäft…

…der Künstler blickt bereits auf eine recht lange Karriere zurück – nämlich etwa vierzig Jahre. Neben seiner sängerischen und musikalischen Laufbahn war der studierte Germanist und Philosoph auch wiederholt als Übersetzer, Musical Texter und auch als Dozent im Hochschulbereich tätig. In diesem Rahmen ist es nicht möglich, über sämtliche Stationen in seinem Lebenslauf und alle seine musikalischen und dichterischen Werke zu schreiben. Wer sich dafür interessiert, den verweise ich direkt auf die Internetseite des Künstlers.

 

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1 Comment
  • Walter Hoernig
    Posted at 19:50h, 25 Juni Antworten

    HRK bewegt sich zwischen tollen Songs und abgrundtief enttäuschendem Schmalz. Das macht es dem Fan manchmal schwer, Seine neue Studioscheibe ist eine gute. Auch die neue Live-CD gibt Anlass zur Hoffnung, das er das Schlagerland (hoffentlich) endgültig verlassen hat. Nicht so gut ist, dass er „Räuberzivil“ an den Nagel gehängt hat. Traurig ist das & ich hoffe, dass er zukünftig seine „Kopfkunstscheiben“ & die „Kommerzproduktionen“ unter einen Hut kriegt. Meine Empfehlungen: „Brille“, „Tiefenschärfe“, „Eine Form von Gewalt“ & „Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde“.

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